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N1QFE, Susanne Huber-Curphey, Blauwasserbriefe 221 und 222

Wieder einmal erreichten uns 2 Blauwasserbriefe von N1QFE, Susanne Huber-Curphey. Es liest sich so spannend, mehr möchte ich gar nicht verraten... Viel Spaß beim lesen!

Vy 73 de Uwe (DF5AM)

Und hier sind sie, die Blauwasserbriefe, 1:1 hier einkopiert.

 

BLAUWASSERBRIEF 221
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Horta, Insel Faial/Azoren, 28.10.2022
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Lady-Sail
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Gestern kam die legendäre 18 m Aluminium Rennjacht 'Maiden' in Horta an,
natürlich wie immer mit Frauencrew. Im Whitbread Race 1990 schrieb deren
erstmalig reine Frauencrew auf einer Hochseeregatta Geschichte, die
Skipperin Tracy Edwards wurde daraufhin zum 'Yachtman of the Year' ernannt.
Damit gab Tracy schon vor über dreißig Jahren der Position von Frauen auf
hoher See ein revolutionär neues Bild.
Auf Ihrer jetzigen Weltreise wird 'Maiden' von Horta nach Kapstadt segeln,
natürlich sind auch dann nur kernige Seglerinnen an Bord.


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Mein Freiexemplar der Neuauflage von 'Heavy Weather Sailing, Edition 8' per
Post zu bekommen war der Höhepunkt im letzten Monat. Seit 55 Jahren ist
dieses Buch vom Schwerwettersegeln weltweit DAS Standardwerk und wurde seit
1967 immer wieder aktualisiert. Diesmal mit 250 oft atemberaubenden
Farbbildern, elf davon sind von mir.
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Ich möchte Euch dieses Englische Buch dringend empfehlen.
Ich weiß nicht wann und im welchem Umfang die Deutsche Übersetzung
veröffentlicht wird.
Auf dem Titel empfiehlt der populäre Segler Pete Goss:
„If you buy no other book for your voyage, buy this one“ frei übersetzt:
„Wer für seinen großen Törn nur nur ein Buch kauft hat sollte dieses an Bord
haben“ .
In dieser Ausgabe hat mir der Editor den roten Teppich ausgebreitet, weil
das längste aller Kapitel 'Storm Tactics for Sailing Vessels' größtenteils
von mir ist. Auf 22 Seiten habe ich meine Erfahrungen mit dem 'Jordan Series
Drogue' im Detail beschrieben, denn es ist mir ein großes Anliegen dass
jeder Blauwassersegler die Sturmtaktik des magischen 'JSD' kennt.
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„Ich bin der Meinung dass auf JEDER Ozeanüberquerung auf ALLEN Breitengraden
die gut durchdachte Sturmtaktik eines Schleppankers an Bord sein muss“ (HWS
Seite 182).
„Es ist kein Geheimnis welche Sturmtaktik meine erste und einzige Wahl ist,
der JSD! Denn ich kann ehrlich sagen dass er mir mindestens zwei mal das
Leben gerettet hat“ (HWS Seite 180).
Der Text des Kapitel 14 endet mit meiner Empfehlung für den JSD (Seite 188):

„Keep the mast out of the water and keep the water out of the boat',
also:
„Lass' den Mast nicht ins Wasser kommen und lass' das Wasser nicht ins Boot
kommen” (BWB 119).
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Obwohl ich auch dem GGR 2022 eher kritisch gegenüber stehe wünsche ich der
Seglerin Kirsten Neuschäfer als einzige Frau im Rennen alles Gute. Sie ist
eine exzellente Seglerin und erscheint mir eine echte Kämpferin zu sein.
Momentan ist sie auf halber Strecke zwischen Rio und Kapstadt. 2018 segelte
ich parallel zum GGR und versuchte die Zeit von Bernard Moitessier 50 Jahre
zuvor zu schaffen, an dieser Stelle lag Nehaj zeitgleich mit ihm, bzw. drei
Tage vor dem jetzigen GGR.
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Die einzige Frau im GGR 2018 musste ihr Boot aufgeben und wurde auf hoher
See gerettet.
Die beiden anderen Frauen der 'Longue Route 2018' brachen ihre Reise leider
schon früh ab.
Dennoch war das Jahr 2019 einmalig, denn gleich drei Seglerinnen beendeten
ihre Einhandreise um die Welt in traditionellen Jachten erfolgreich. Es
waren die Boote FanFan, Nereida und Nehaj.
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Mittlerweile sind zwölf Frauen Solo und nonstop um die Welt gesegelt.
Die Hälfte davon auf Rennjachten von über 18m Länge, z.T. auch im Vandee
Globe. Im Vergleich zu unseren traditionellen und eher einfachen Segelbooten
ist das eine völlig andere Kategorie.
Hier die Boote unter 18m Bootslänge:
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Kay Cottee 1988 AUS Sydney – Sydney 189 Tage
10.2m Monohull
Lisa Clayton 1995 UK UK – UK 285 Tage
11.6m Monohull
Jessica Watson 2010 AUS Sydney – Sydney 210 Tage
10.2m Monohull
Susanne H.-Curphey 2019 DTL USA – AUS 251
Tage 11.9m Monohull
Joanna Paikova 2019 POL UK – UK 216 Tage
12.2m Monohull
Jeanne Socrates 2019 UK CAN – CAN 340 Tage
11.6m Monohull
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Somit könnte Kirsten Neuschäfer die 13. Soloseglerin und erst die siebte
Seglerin auf einer traditionellen Fahrtenjacht werden. Ich wünsche ihr eine
sichere Nonstop-Reise um die Welt.
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Das Wort Sicherheit bringt mich nochmal zum Thema 'Storm Tactics for Sailing
Vessels', das ich im oben genannten Buch 'Heavy Weather Sailing' ausführlich
erörterte.
Ab Kapstadt beginnt im GGR südlich vom 40. Breitengrad der Southern Ocean.
Diese Segler werden also zuerst im südlichen Indischen Ozean und dann im
Südpazifik bis Kap Hoorn segeln bevor der Kurs wieder nach Norden geht.
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Auf meiner Reise 2018/19 lagen ab Kapstadt/Cape Agulhas noch vier Ozeane
voraus. Vom Tag 72 bis zum Tag 251 der Reise war ich ein halbes Jahr und
eineinhalb mal um die Welt im Southern Ocean. In dieser Zeit erlebte ich
fünf Stürme die ich nur Dank des 'Jordan Series Drogue' sicher und ohne
jeden Schaden abwetterte. Das wurde schauerlich bewiesen, als im Indischen
Ozean zwei Jachten im GGR in nur 50 sm Abstand vom Sturm zerschlagen wurden
und diese Einhandsegler auf hoher See gerettet werden mussten. Insgesamt
wurden im GGR 2018 fünf Jachten auf hoher See aufgegeben, obwohl es alle
hochseefeste und gute Boote waren. Entweder sie sanken mittlerweile oder sie
schwimmen noch heute als gefährliches Treibgut auf den Ozeanen, denn immer
wird von Wracks der Segelboote berichtet die erst nach bis zu zehn Jahren an
irgendeiner Küste angespült wurden.
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Ich empfinde es als verantwortungslos dass der Gewinner des GGR 2018 in
einem Artikel zu seiner 'Sturmtaktik' diese Theorie beschrieb:
„Der Mastbruch während der Durchkenterung wäre mir erspart geblieben wenn
die Wanten statt den vorgeschriebenen 8 mm bei den von mir erwünschten 6 mm
mehr Elastizität gehabt hätten“.
Seine Theorie macht die 12 mm starken Unterwanten auf Nehaj aberwitzig:
https://www.yachtingmonthly.com/sailing-skills/storm-tactics-from-the-golden
-globe-race-jean-luc-van-den-heede-70841
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Ich glaube nicht dass ich in diesem halben Jahr im Southern Ocean eine
höhere Sturmhäufigkeit als normal erlebte, ich vermute sogar das Gegenteil.
Also erwarte ich dass die Segler im GGR 2022 in den beiden Ozeanen zwischen
Kapstadt und Kap Hoorn in etwa drei Monaten mindestens zwei schwere Stürme
von über zehn Beaufort mit einer Dauer von mehreren Tagen mit gefährlicher
See erleben werden. Ich hoffe dass sie sich diesmal über ihre Sturmtaktik
mehr Gedanken machten, den Bericht von Sir Robin aufmerksam lasen und
folgerichtig einen JSD Drogue an Bord haben.
https://www.sailingscuttlebutt.com/wp-content/uploads/2019/04/GGR-dismasting
s-Report.pdf#page=2
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Eher zufällig fand ich kürzlich eine Liste meiner Stürme während der 'Longue
Route 2018' wieder, weil sie mir im BWB 111 als zu lang erschien und dann in
Vergessenheit geriet.
Vielleicht bekommt sie im momentanen GGR und dem geplanten GSC 2023 neue
Aktualität.
Ich werde sie Euch im BWB 222 schicken.

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Weniger passend in diesem BWB mit dem Titel 'Lady-Sail' ist die momentane
Episode von Yvan Bourgnon, der in Paris vor Gericht erscheinen musste. Seine
Lügen und Übertreibungen in der Nordwest Passage 2017 haben ihn also doch
noch eingeholt. Ich war Zeitzeuge und habe in meinen BWB 061, 063 und 065
berichtet. Weil ich mich nicht weiter einmischen will gebe die für Yvan sehr
peinlichen Bilder des Schlepp von 90 Seemeilen zur und durch die Bellot
Strait nicht weiter.
Mehrere Zeitungen zitierten mich kürzlich, natürlich auch 'meine Freunde'
von 'Die Yacht':
https://www.yacht.de/special/menschen/yvan-bourgnon-umstrittener-segelheld-v
or-gericht/
https://www.nzz.ch/sport/segeln-draufgaenger-vor-gericht-hat-yvan-bourgnon-b
etrogen-ld.1705506
https://www.lequipe.fr/Voile/Actualites/Yvan-bourgnon-accuse-de-contrefacon-
d-oeuvre-par-un-realisateur-et-un-producteur/1357887
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Von der Liste des Scott Polar Reseach Institute wurde Yvan übrigens schon
lange gestrichen:
https://www.spri.cam.ac.uk/resources/infosheets/northwestpassage.pdf
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Nach acht Einhandseglern in der NWP vor mir sehe ich mich als Nummer Neun,
auch wenn es als erste Frau Solo wohl eine Erstleistung war.
Genau wie die Reise von Bernard Moitessier im Jahr 1969 und von Tracy
Edwards im Whitbread 1990 ist das wirklich schöne an einer Erstleistung dass
sie als solche für immer bestehen bleibt und eben kein 'Rekord' ist, selbst
falls sie danach viele Male wiederholt wurde.

Mit liebem Gruß,
Nehaj-Susanne


BLAUWASSERBRIEF 222
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Horta, Insel Faial/Azoren, 28.10.2022
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Mein Jordan Series Drogue
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350 Seemeilen nördlich der Isles Crozet, 40º 10' Süd, 049º 57' Ost, 217
Tage auf See, 28.378 Seemeilen
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17.01.2019
Update 11.02.2019
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'Segeln in Jordanien' – Der Jordan Series Drogue Meine benannten Stürme in
der Longue Route 2018

1. Tag 72 am 25.08.2018, auf 39º S + 022º E, Indischer Ozean
Nach etlichen Fronten und viel Gegenwinden im südlichen Atlantik gab es Ende
August den ersten Winter-Gale. Ein Tief mit nur 944hp in Verbindung mit
einem Hoch von 1030hp bildete eine 86mb-Düse von 8-9 Bft., ich nannte es den
'Powerriesen'. Im Höhepunkt des 'Sturms' (in Englisch genannt 'Strong Gale')
hatte ich Probleme mit Miss Aries, als das Ruder ohne offensichtliche
Überlast immer wieder hoch klappte. Noch in der gleichen Nacht konnte ich
das Gelenk des Servoruders auswechseln und wieder gut segeln. Are im GGR
hatte zur gleichen Zeit ebenfalls Probleme mit seiner Selbststeueranlage.
Dabei rollte sein Boot 360º durch und der Mast brach in Stücke. Der kernige
Skandinavier konnte unter eigener Kraft mit Notrigg die 300 Seemeilen nach
Kapstadt segeln.

2. Die Tage 78 - 90 vom 31.08. bis 12.09.2018, auf 39º S + 029º bis
050º E, Indischer Ozean, 9h JSD
Dies war die Gegend des eigenartigen maritimen Märchenwald im SE von
Südafrika. Innerhalb von zwei Wochen zogen etliche kleine Tiefs auf ihrem
Weg nach Südosten knapp an uns vorbei. Ich nannte sie 'Die Sieben
Giftzwerge'. In dieser Zeit gab es 'Keinen Whisky', also kein Westwind. Vor
einem der Frontdurchgänge blies es mit Stärke 8 aus Osten, deshalb brachte
ich zum ersten Mal auf dieser Reise den Sturmanker (JSD) aus. Unerwartet
brachte der folgende Windwechsel nur 4 Bft. und mein JSD war völlig umsonst
im Wasser, die Zwerge grinsten.

3. Tag 99 am 21.09.2018, auf 39º S + 071º E, Indischer Ozean, 40h JSD
Zur Tag-und-Nachtgleiche marschierte ein Tief das ich 'Berta' nannte
breitbeinig und grimmig auf Nehaj zu, sowie auf drei Boote im GGR die mich
in den vergangenen Tagen überholt hatten. 'Die Dicke Berta' mit einen
Luftdruck von 975hp bildete mit dem nahe gelegenen Hoch von 1025hp eine
heftige Winddüse von 50hp. Für uns vier Jachten wurden über 10 Bft
vorhergesagt. Wir waren alle gut gewarnt und am Abend brachte ich den JSD
bei fast völliger Flaute aus. Um Mitternacht pfiff es im Rigg. In den
folgenden 40 Stunden lag Nehaj in absoluter Sicherheit vor dem Seeanker in
schwerer See. Zwei Monate später berichtete mir Mark am Funk dass er drei
'Knockdowns' hatte, beinahe über Bord gewaschen wurde und eine Welle zwei
Tonnen Wasser durch den Niedergang ins Boot schwappte. Viel schlimmer erging
es Abil und Gregor, ebenfalls im GGR 2018. Beide Boote kenterten im Abstand
von 50 Seemeilen zu Nehaj durch und verloren das Rigg. Abil erlitt schwere
Verletzungen und lag fast völlig gelähmt in der Koje. Als nächstliegendes
Schiff war ich in Kontakt mit der MRCC in Australien und auf Stand-By für
seine Rettung. Zum Glück wurden beide Skipper von einem französischem Schiff
geborgen das ein gut benanntes RIB und eine Trage für Abil hatte. Ab dann
bekam für mich das Spiel des GGR in unmittelbarer Nähe einen sehr bitteren
Beigeschmack. Eines der beiden herrenlosen Boote treibt vielleicht noch
heute im Indischen Ozean, eine Gefahr für alle anderen Jachten (ein AIS
Signal sendete die Position noch bis Ende Januar 2019).

4. Tag 127 am 19.10.2018, auf 45º S + 135º E, Indischer Ozean
Es war eine eigenartige Wettersituation bei der zwei intensive Tiefs in der
Großen Australischen Bucht nach Süden zogen. Nehaj steckte genau zwischen
ihnen. Hinter uns war 'Der Grimmige Bär' mit 978hp. In einer Email scherzte
Freund Rolf dass Nehaj 'Der Listige Fuchs' sei, der dem 'Bären' zwischen den
Beinen durch saust. Tatsächlich segelte Nehaj nach Osten was die Lappen her
gaben, zudem hatte ich kurz zuvor den schlimmen Bewuchs der Entenmuscheln
abgekratzt. Voraus flog derweil 'Die Hornisse' als zweites Tief in Richtung
Bass Strait nach Osten, machte aber plötzlich einen 90º Zacken im Kurs um
sich vor der Westküste von Tasmanien zu verstärken und knapp vor uns nach
Süden zu brummen. Unweit im Westen war Suzie im GGR noch im Westen des
'Bären' und hatte ihr erstes Sturmerlebnis, angeblich segelte sie einen Tag
lang zurück um das Schlimmste zu vermeiden.

5. Tag 171 am 02.12.2018, auf 52º S + 083º W, Pazifischer Ozean, 18h
JSD
Mehr als sechs Wochen lang jagte ein Tief das andere, aber alle blieben weit
im Süden. Wir hatten kerniges und schnelles Segeln über den gesamten
Pazifik, auf unserer Breite von 44-48º S gab es keine Stürme. Südlich vom
50. Breitengrad wurde das Wetter heftiger und die Wassertemperaturen bei
10-6º C deutlich kälter. 'Die Dampfwalze' würde unseren SE-Kurs exakt da
kreuzen wo wir einen Tag später sein würden. Also wetterte ich 18 Stunden
lang am Seeanker bei nur 8 Beaufort ab, bis 'Die Danpfwalze' südlich von uns
vorbei gezogen war. Derweil gönnte mir den Luxus zum ersten Mal auf dieser
Reise den Dieselofen anzuzünden und drinnen im sicheren Warmen abzuwarten.

6. Tag 174 am 05.12.2018, auf 56º S + 068º W, Pazifischer Ozean, 42h
JSD
Nur drei Tage darauf und nur noch 220 Seemeilen vor dem 'Großen Kap' nannte
ich den nächsten Sturm 'Hoornblower'. Das eigentliche Tief mit nur 955hp zog
knapp südlich von uns durch, bildete aber eine riesige Rinne die noch Tage
danach Starkwind brachte. Nehaj wetterte ganze 42 Stunden lang am JSD ab.
Knapp 2.000 Seemeilen im NW von uns war Suzie im GGR im gleichen
Wettersystem und verlor bei einem 'Pitchpole' das Rigg. Sie musste ihr
hoffnungslos beschädigtes Boot aufgeben. Sie war die einzige im GGR mit
einem JSD, den sie auch ausbrachte. Ich hoffe wir werden eines Tages
erfahren warum das Tau ihres Seeanker riss. Als ich von diesem tragischen
Erlebnis informiert wurde stimmte es mich so depressiv, dass es mich davon
abhielt den dekadenten Dieselofen anzuzünden. Suzie wurde überraschend
schnell von einem Frachtschiff gerettet, entweder ist ihr Boot gesunken oder
es treibt noch immer ohne Licht oder AIS Signal im südlichen Pazifik.

PS: John Harris untersuchte die Ursache von Suzie's gebrochenem JSD
detailliert und mit ihrer Hilfe. John stellte fest dass die Leinen
des JSD für das für diese lange Reise beladene Boot zu schwach dimensioniert
waren, es waren auch zu wenige Trichter, aber vor allem waren Leinen mit
einem Knoten statt einem essentiellen Spleiss verbunden. Jeder Seemann weiß
dass ein Knoten im Gegensatz zu einem ordentlichen Spleiss die Bruchlast der
Leine um bis zu 50% mindern kann.

7. Tag 189 am 20.12.2018, auf 46º S + 033º W, Atlantische Ozean, 53h
JSD
Dieses intensive Tief mit 960hp kam für mich etwas unerwartet, aber
mittlerweile hatte ich gelernt den JSD auch bei schnellem Segeln unter
Sturmfock sicher auszubringen wenn mir die Brecher zu gefährlich erscheinen.
Ich nannte dieses Tief 'Packeis', weil wir uns unweit der maximalen
Eisgrenze befanden. Der eigentlich Sturm smit 10 Bft. blies nur 12 Stunden
lang, aber danach wollte es lange nicht unter Stärke 8 abflauen. Es erschien
mir zu gefährlich den JSD dann einzuholen, denn sehr leicht könnte man sich
verletzen oder es gibt Materialbruch. Also besser abwarten - ganze 53
Stunden lang!

8. Tag 212 am 12.01.2019, auf 40º S + 035º E, Indischer Ozean
Zu dieser Zeit flickte ich den JSD und nannte das Tief deshalb 'Die
Nähmaschine'. Es war beängstigend als sich der Kerndruck des Tiefs innerhalb
von 30 Stunden von 996hp auf 958hp um 38hp vertiefte und am 'zahmen' 40.
Breitengrad mit Stärke 9-10 ordentlich Wind brachte. Bald darauf ging meine
Bord-Nähmaschine kaputt, aber ich stichelte per Hand weitere neue kleine
Trichter falls ich den JSD auf dieser Reise nochmal einsetzen musste.

9. Tag 242 am 11.02.2019 auf 44º S + 122º E, in der 'Great Australian
Bight', 33h JSD
Wir waren mittlerweile weit südlich von Cape Leeuwin, als es im vorbei
ziehenden Tief bei Westwind mit über 10 Bft. pfiff. Nur neun Tage vor dem
Landfall in Tasmanien lag ich dabei 33 Stunden vor dem JSD. Ich nannte
diesen Sturm 'Monster-Hose', weil ich mir zu diesem Zeitpunkt aus einer
riesigen Plastiktüte eine Hose zurecht stichelte, die ich über dem schlimm
leckenden Ölzeug trug. Es klappte und ich blieb bei den Arbeiten an Deck
trocken. Als es auf 7 Bft. abflaute brachte ich den JSD Dank des hohen
Schwell überraschend einfach ein. Freund Rolf erinnerte mich daran, in der
kommenden Woche den Landfall und das entsprechende 'Linksabbiegen' nicht zu
vergessen.

In der Longue Route waren es insgesamt 195 Stunden vor JSD.
Das entspricht 8 Tagen und 3.2% der Gesamtzeit von 251 Tagen auf See.